Bei der Diagnose und Behandlung von Migräne spielen psychophysiologische und lerntheoretische Mechanismen eine große Rolle. Kopfschmerzen können oftmals durch psychosoziale Faktoren gesteuert bzw. sogar verstärkt werden. Veränderungen im Alltag oder wenige soziale Kontakte können einen Einfluss auf den Kopfschmerz haben. Daher ist es besonders wichtig, in der Behandlung die richtigen Strategien im Umgang mit dem Schmerz / mit der Migräne zu erlernen, um so eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Auch ist es wichtig zu verstehen, welchen Einfluss die subjektive Kontrolle auf das Schmerzempfinden haben kann.

Step 1: Die kognitive Umstrukturierung

Unsere Gedanken spielen eine große Rolle, wenn es um Schmerzen geht. Eine kognitive Umstrukturierung beschäftigt sich mit den Gedanken, die ein/e PatientIn in Bezug auf ihre/seine Migräne bzw. ihre/seine Schmerzen hat. Eine erwünschte Verhaltensänderung erreicht man über eine Veränderung der Gedanken (Kognitionen). Ziel einer psychologischen Behandlung ist es daher, gemeinsam mit der/dem Betroffenen gedankliche Veränderungen zu erreichen. 

Welche Strategien gibt es?

Am Anfang jeder Behandlung steht die Vermittlung eines biopsychosozialen Modells im Rahmen einer Psychoedukation. Konkret bedeutet das, dass mit der/dem Betroffenen eruiert wird welche Entstehungsgründe es für die Kopfschmerzen geben kann und welche Zusammenhänge es gibt (Körper, Umfeld, Psyche). Diese erste Analyse ist für die/den Betroffene/n wichtig, um unter anderem in der Behandlung gut mitarbeiten zu können.

Entspannungstechniken

Bei vielen PatientInnen hat sich das Erlernen diverser Entspannungstechniken bewährt, um die Migräne besser zu kontrollieren. Mögliche Formen sind die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Autogenes Training und Biofeedback.

Kognitiv-verhaltensorientierte Maßnahmen & Stressbewältigungsstrategien

MagBei PatientInnen, die primär operant konditionierte Schmerzen erleben (Schmerz wird durch erlernte Verhaltensweisen provoziert), ist es wichtig, dass Lernprozesse erklärt, die körperlichen Aktivitäten gesteigert werden und-, die Rollen der Angehörigen beobachtet, identifiziert und aufgeklärt werden. Das bedeutet beispielsweise auch, dass Angehörige den Betroffenen keine erhöhte Zuwendung beim Schmerzempfinden schenken, sondern stattdessen eine Rückmeldung auf den positiven Umgang mit dem Schmerz geben. Migräne kann das alltägliche Leben stark belasten, daher ist es wichtig, eine gute Strategie für sich zu finden.

Bild: Autorin Mag.a Melanie KappelAutorin: Mag.a Melanie Kappel
Klinische- und Gesundheitspsychologin; Wahlpsychologin für klinisch-psychologische Diagnostik in freier Praxis; zertifizierte Arbeitspsychologin; allgemein gerichtlich beeidete Sachverständige; Klinische Psychologin in der Familienberatungsstelle „Lichtblick“ Feldkirchen/Kärnten

Quellen

  • Claus Bischoff und Harald C. Traue (2004). Kopfschmerzen. Hogrefe Verlag
  • Hans Reinecker (2003). Lehrbuch der klinischen Psychologie und Psychotherapie. Modelle psychischer Störungen. Hogrefe Verlag
  • Georg H. Eifert. (2011). Akzeptanz- und Commitment Therapie (ACT). Hogrefe Verlag
  • J. Michalek, T. Heidenreich, J.M.G. Williams (2012). Achtsamkeit. Hogrefe Verlag
  • Psychologie in Österreich (2017 Volume 37). Klinisch-psychologische Behandlung
  • Jo Marchant (2018). Gehirn und Geist. Virtuelle Therapie gegen Schmerzen (Seite 74-80); Spektrum der Wissenschaft