Die Behandlungs- bzw. Linderungsmöglichkeiten von Migräne sind vielfältig. Hier unterscheiden sich die Therapieansätze vor allem in den unterschiedlichen Phasen der Migräne, sowie unter Rücksichtnahme der auslösenden Faktoren.

Die Anamnese 

Sowohl bei der Osteopathie als auch bei der Physiotherapie wird während des Ersttermins eine ausführliche Anamnese erstellt. Dabei wird der Bewegungsapparat (knöchern, muskulär, fazial), der viszerale Bereich (Organbereich) sowie der craniosakrale Bereich (Flüssigkeiten – neurologische Verbindungen) untersucht. Dabei wird auf Auffälligkeiten der einzelnen Bereiche geachtet, sowie auf Zusammenhänge zwischen den Auffälligkeiten. In der Therapie spricht man dann von aufsteigenden oder absteigenden Ketten, die sich dadurch ergeben können und so zu den Mitauslösern der Migräne zählen.  

Der muskuläre und faziale Spannungszustand der Wirbelsäule 

Diese Thematik ist bei sehr vielen Migräne PatientInnen zu finden. Die Spannungszustände können nicht nur dich Durchblutung der Muskulatur verringern, sondern auch die Beweglichkeit im Bereich der oberen Halswirbelsäule im Übergang zu den Kopfgelenken und auch der gesamten Brustwirbelsäule einschränken. 
Durch den hohen Muskeltonus (Muskelverspannung) wird die Durchblutung in den kleinen Blutgefäßen der Muskulatur verringert, wodurch die Nährstoffversorgung und der Abtransport der Schlackenstoffe negativ beeinflusst wird und der Muskeltonus erhöht sich immer weiter. 
Dadurch kommt es zu schmerzhaften Myogelosen (Spannungsknoten) in der Muskulatur. Die Beweglichkeit einzelner Wirbelgelenke wird eingeschränkt. Durch das Zusammenspiel wird auch die Flüssigkeitsdynamik (Liquor cerebrospinalis – Hirn-Rückenmarksflüssigkeit) zwischen Kopf und Wirbelsäule verlangsamt. Das bewirkt in den Hirnhäuten eine Stausymptomatik und somit einen Druckaufbau, der in den typischen Schmerzen im Kopf endet. 

Die akute Schmerzphase

Der Behandlungsansatz in der akuten Schmerzphase liegt in der manuellen Mobilisierung der Wirbelsäule, sowie der Lösung der Muskelverhärtung. Durch craniosakrale Behandlung oder Lymphdrainage soll die Flüssigkeitsbewegung verbessert werden.

Eine Übung, um in der Schmerzphase selbst aktiv zu werden:

In Rückenlage, die Halswirbelsäule lang schieben und den Kopf in kleinen, sehr langsamen Ja/Nein Bewegungen beginnen zu bewegen und weiter in eine Bewegung wie eine 8ter Schleife wechseln. Die Bewegungen sollen so klein als möglich sein, also fast nur mit der Nasenspitze erkennbar und jede Bewegungsrichtung soll ca. 2min durchgeführt werden. Diese Übung sollte täglich morgens vor dem ersten Mal aufstehen durchgeführt werden, sowie 2-3x im Tagesverlauf. Dadurch wird die Spannung der Muskulatur reduziert, die Durchblutung sowie die Mobilität der Wirbelsäule verbessert.

Die Kopfschmerz-freie Phase

In Kopfschmerz-freien Phasen liegt der Fokus auf gezielten Dehnungen der Muskulatur und mobilisierenden Übungen der Wirbelsäule. Vor allem im Bereich der Hals/ Brustwirbelsäule und des Schultergürtels. Dadurch wird versucht präventiv den Muskeltonus zu senken und die Beweglichkeit zu verbessern.

Die Trainingsgestaltung 

Die Trainingsgestaltung sollte die Bereiche Kräftigung der Muskulatur, Mobilität der Wirbelsäulengelenke, Dehnung der Muskulatur und des Fasziengewebes (Bindegewebe) sowie Herzkreislauftraining beinhalten. Zur Verbesserung der Kraft eignen sich Übungen wie Pilates, funktionelles Training mit Körpereigengewicht oder mit dem Theraband. Zur Mobilisierung und Dehnung passen Yoga und das Abrollen der Faszien (beispielsweise mit der Blackroll).  
In Bezug auf das Herzkreislauftraining ist Schwimmen empfehlenswert, bei technisch guten SchwimmerInnen das Brustschwimmen und Kraulen, ansonsten sollte eher auf Rückenschwimmen ausgewichen werden. Auch Nordic Walking und Training am Rad oder Radergometer sowie Crosstrainer sind geeignet.
Kontraproduktiv sind Übungen mit hohen Gewichten vor allem über Kopf.
Das wichtigste jedoch ist, etwas zu finden, das Spaß macht und regelmäßig mit Freude ins tägliche Leben integriert wird.

Zusatztipp:

Auch ein Kopfschmerztagebuch kann sehr hilfreich sein. Es unterstützt NeurologInnen bei der Diagnosestellung und hilft dabei die richtige Behandlungsmethode zu finden. Dazu notiert der Betroffene die Schmerzphasen, nach zeitlichem Auftreten und Intensität im Alltag. Weitere Tipps zum Tagebuch finden Sie hier.

Bild: Autorin Christina LindnerAutorin: Christina Lindner-Hufnagel

Selbstständig praktizierende Osteopathin, Podologin und Physiotherapeutin in Wien. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung von Migräne, sowie akuten und chronischen Krankheitsbildern durch Physiotherapie sowie osteopathischer Therapie.

 

Quellen

  • Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Migräne)
  • Skriptum Klinische Osteopathie Skriptfassung für die Studenten der WSO und dem Master-Kurs an der Universität Krems von Dr. Erich Mayer Fally, WSO 2010
  • Migräne App der Schmerzklinik Kiel GmbH & Co KG (https://schmerzklinik.de/die-migraene-app/)
  • P. Thivissen (2017 Volume 11). Ruhig Blut. S.20-22. Spektrum der Wissenschaft
  • Berking (2008). Training emotionaler Kompetenzen (TEK). Springer