Migräne ist ein weltweit verbreitetes Volksleiden um das zahlreiche Ernährungsempfehlungen sowie Warnungen vor Triggerlebensmitteln (Auslösern) kursieren. Demnach soll es sowohl präventive als auch provozierende Lebensmittel geben. Auch die Fachliteratur warnt vor bestimmten Nahrungsmitteln als Triggerfaktoren. Doch welchen Einfluss hat die Ernährung wirklich auf Migräne? Und gibt es allgemeingültige Empfehlungen?
Zunächst vorab: So individuell sich die Migräne bei jedem/jeder einzelnen äußert, so individuell unterschiedlich sind auch die Trigger – eine spezielle Migräne-Diät gibt es also nicht. Da die Ernährung dem überaktiven Nervensystem im Gehirn der MigränepatientInnen jedoch die erforderliche Energie zur Verfügung stellt, ist sie ein wichtiger Baustein in der aktiven Migräneprophylaxe. So senken regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten mit komplexen Kohlenhydraten und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr erwiesenermaßen die Gefahr häufiger Attacken. Eine Orientierung zur richtigen Lebensmittel-Zusammensetzung bietet die Ernährungspyramide des Bundesministeriums für Gesundheit.1,2

Österreichische Ernährungspyramide
Die Basis stellt demnach eine adäquate Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern alkoholfreier und idealerweise energiearmer Getränke dar. Die zweite Reihe veranschaulicht drei Portionen (eine Portion entspricht einer Handvoll) Gemüse und zwei Portionen Obst. Die dritte Reihe bilden vier Portionen Getreideprodukte und Erdäpfel. Weitere Empfehlungen sind:
- Drei Portionen Milch- und Milchprodukte, davon eine Portion Käse
- Fisch, Fleisch, Wurstwaren und Eier in Maßen – pro Woche mindestens 1–2 Portionen Fisch, maximal dreimal pro Woche Fleisch oder Wurstwaren, pro Woche 3 Eier
- Fette und Öle in moderaten Mengen (1–2 EL pflanzliche Öle, Nüsse oder Samen; Butter, Margarine oder Schmalz sparsam verwenden)
Die Spitze bildet Fettes, Süßes und Salziges – 1 Portion pro Tag sollte Maximum sein.
Wie wichtig ein geordnetes Essverhalten und die Ausgewogenheit der Nahrungselemente für die Vermeidung von Migräneattacken ist, belegen mehrere Studien.3,4 Demnach scheint das Gesamtbild des Ernährungsverhaltens wichtiger zu sein als das Vorliegen oder Nicht-Vorhandensein bestimmter Trigger.4 Wissenschaftlich belegt ist auch, dass Dauer und Intensität der Migräneattacken durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr präventiv beeinflusst werden können.5 Da eine Erhöhung der Trinkmenge einen geringen Aufwand bedeutet beziehungsweise leicht umzusetzen ist, empfehlen die ExpertInnen, MigränepatientInnen konkret auf diese Erkenntnis hinzuweisen.6
Kurzum: Die Ernährung hat einen nachweislichen Einfluss auf die Migräneentwicklung. Dabei sind es nicht unbedingt bestimmte Inhaltsstoffe, die eine Attacke triggern. Eine große Rolle spielen vor allem Mengen und Kombinationen der konsumierten Lebensmittel sowie weitere Faktoren wie die Tageszeit, die sich positiv oder negativ auf das Migränegeschehen auswirken können. Eine regelmäßige Ernährung mit gleichbleibenden Essenszeiten, komplexen Kohlenhydraten und einer ausreichenden Trinkmenge gehören also zur wichtigsten Migräneprophylaxe.
Kristina Neuhuber, BSc.
Text basiert auf Neuhuber, K. (2018). Migräne und der Einfluss von Ernährung. (Bachelorarbeit), FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg. Unter Betreuung von Daniela Grach, MSc. Umgeschrieben für die Publikation in migraene-service.at durch Novartis Pharma.
Quellen
- Göbel, H., (2016). Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne: Ursachen beseitigen, gezielt vorbeugen, Strategien zur Selbsthilfe. Heidelberg, New York: Springer, (s. 159–165)
- Ernährungspyramide. Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Download vom 09. Dezember 2017, von https://www.bmgf.gv.at/home/Ernaehrungspyramide, neu: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Lebensmittel-Ernaehrung/Ern%C3%A4hrungsempfehlungen/Ern%C3%A4hrungspyramide0.html
- Demirci, K., Demirci, S., Akpinar, A., Demirdas, A., Atay, IM. (2015). Evaluation of Eating Attitude in Patients with Migraine. Nöropsikiyatri Arsivi. 52(4): 367-370. doi: 10.5152/npa.2015.9997jhnii
- Turner, DP., Houle, TT. (2017). Influences on headache trigger beliefs and perceptions. Cephalalgia. 1:333102417739310. doi: 10.1177/0333102417739310
- Pharmazeutische Zeitung Online. (2012). Migränetrigger – Mythen und medizinische Evidenz. Download vom 08.November 2017, von https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=43994
- Spight, M., Weerkamp, N., Troost, J., van Schayck, CP., Knottnerus, JA. (2012). A randomized trial on the effects of regular water intake in patients with recurrent headaches. Oxford Academic. 29(4), S. 370–375. doi: org/10.1093/fampra/cmr112
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