Häufig wissen Menschen mit Migräne sofort, dass etwas nicht stimmt. Verschiedene Anzeichen – sogenannte Vorboten (Prodromi) – signalisieren bei vielen die nahende Attacke. Tage oder nur wenige Stunden im Voraus verspürt ein Drittel der Betroffenen etwa ungewohnt starken Heißhunger auf Süßes. Die Konzentration lässt nach, Müdigkeit oder gar depressive Verstimmungen treten auf. Manch einer reagiert in dieser Zeit extrem reizbar, andere hingegen fühlen sich hellwach, ausgesprochen kreativ, strotzend vor Energie bis hin zur Hyperaktivität.1 Dieser Vorbotenphase folgt die Kopfschmerzphase, die zwischen 4 und 72 Stunden andauert (unbehandelt).2,3 In der abschließenden Rückbildungsphase klingen die Beschwerden allmählich ab. Etwa 20 % der PatientInnen erleben ihre Migräne zudem mit einer Aura, die der eigentlichen Schmerzphase vorausgeht.1 Die Migränesymptome können sich in jeder Phase individuell unterschiedlich stark äußern. Außerdem muss nicht jeder Betroffene zwingend alle Phasen durchlaufen. In einigen Fällen kann bei einer Migräne mit Aura auch die Kopfschmerzphase entfallen. Der stadienhafte Verlauf einer Migräneattacke wird also nicht immer in dieser scharf abgegrenzten Form beobachtet. Die typischen Migränesymptome lassen sich anhand der vier Phasen aber gut veranschaulichen.

Die Symptome der Phasen im Überblick

Vorbotenphase (Prodromalphase)

Etwa ein Drittel der MigränepatientInnen spürt die Migräne kommen.4 Stunden bis Tage vor dem eigentlichen Anfall empfinden sie erhöhte Reizbarkeit, Euphorie oder starke Stimmungsschwankungen. Außerdem können Verdauungsprobleme, Heißhungerattacken oder Appetitlosigkeit auftreten. Weitere mögliche Migränevorboten sind Magen-Darm-Beschwerden, Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben sowie auffallend häufiges Gähnen und ungewöhnlicher Durst.1 Lange Zeit galten übrigens die bei Heißhungerattacken in größerer Menge zu sich genommenen zucker- oder salzhaltigen Nahrungsmittel als ein Auslöser für die späteren Migränekopfschmerzen. Neuere Studien finden jedoch keinen deutlichen Zusammenhang zwischen den verzehrten Lebensmitteln und der Migräne, da die Phasen zeigen, dass mit den Prodromi der Migräneanfall bereits begonnen hat.5–7

Auraphase

Aurasymptome zeichnen sich in erster Linie durch neurologische Störungen aus, die sich bereits vor den Migränekopfschmerzen zeigen. Dazu zählen: Missempfindungen, Lähmungen, Sprachstörungen und vor allem optische Phänomene wie Lichtblitze, eine veränderte Farbwahrnehmung oder flimmernde Zickzacklinien und Kreise. Die Symptome entwickeln sich allmählich über 5 bis 20 Minuten hinweg, verändern sich meist über die Zeit und halten in der Regel weniger als 60 Minuten an.1

Kopfschmerzphase

Die meist starken bis sehr starken, häufig langsam über Stunden zunehmenden Kopfschmerzen kennzeichnen die Hauptphase der Migräne. Etwa zwei Drittel der Betroffenen erleben den Schmerz nur auf einer Kopfseite, wobei der Schmerz individuell an verschiedenen Kopfregionen auftreten kann. Meist breitet er sich auf der Stirn, an den Schläfen oder hinter den Augen aus. Typische Begleitsymptome in dieser Phase der Migräne sind außerdem Erbrechen, Übelkeit und Schwindel sowie eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht und Gerüchen.1,4

Rückbildungsphase

In dieser Phase gehen die Symptome und Beschwerden langsam zurück. Die Betroffenen sind abgespannt, müde und erschöpft. Bis zur vollständigen Erholung können bis zu 24 Stunden vergehen. In manchen Fällen erleben PatientInnen nach einer Migräneattacke eine Art Euphorie.1 Eine genaue Kenntnis der Vorboten ist wichtig, damit Betroffene einen bevorstehenden Migräneanfall rechtzeitig erkennen können. Die Symptome können sich zwar in jeder dieser Phasen individuell unterschiedlich stark äußern, das Wissen darüber hilft dennoch bei der Diagnose und Therapie. Wer unsicher ist, ob er unter Migräne leidet, kann sich einem Migränetest unterziehen. Treten die Migränesymptome häufig auf, sollte eine neurologische Untersuchung bei einer Fachärztin oder einem Facharzt erfolgen, um andere Erkrankungen auszuschließen.

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Quellen

  1. Neurologen und Psychiater im Netz: Symptome, Phasen und Erkrankungsbild bei Migräne: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org, letzter Zugriff am 24.04.2018
  2. Neurologen und Psychiater im Netz: Was ist Migräne?: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org, letzter Zugriff am 24.04.2018
  3. The International Classification of Headache Disorders 3rd edition: www.ichd-3.org, letzter Zugriff am 24.04.2018
  4. National Institute for Neurological Disorders and Stroke: www.ninds.nih.gov, letzter Zugriff am 24.04.2018
  5. H. Göbel. Migräne: Diagnostik – Therapie – Prävention, Springer Verlag 2012: www.springer.com, letzter Zugriff am 24.04.2018
  6. Ärztezeitung: Schokolade als Triggerfaktor für Migräne? Das ist ein Irrtum; www.aerztezeitung.de, letzter Zugriff am 24.04.2023
  7. J. Holzhammer, Prof. Dr. C. Wöber: Der Schmerz, Ausgabe 2/2006: Alimentäre Triggerfaktoren bei Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp; www.springermedizin.de, letzter Zugriff am 24.04.2018