Migräne ist eine neurologische Erkrankung unter Beteiligung physiologischer als auch psychologischer Faktoren. Im folgenden Artikel soll das Zusammenspiel von Migräne und der menschlichen Psyche genauer betrachtet werden.
Was löst eine Migräne aus?
Ausgehend von einer biopsychosozialen Sichtweise gibt es eine Vielzahl von Verstärker- und Auslösefaktoren, die für eine Migräne verantwortlich sein könnten. Diese werden wissenschaftlich Großteils immer noch diskutiert. Täglich stoßen Menschen jedoch auf weniger oder stark belastende „Alltagsstressoren“, wie z.B.
- erhöhte Anspannung
- Ängstlichkeit
- Unsicherheit
- berufliche und familiäre Konflikte
- gedrückte, depressive Stimmung oder
- Perfektionismus.
All diese Umstände können latente Belastungsfaktoren darstellen. Die Empfindung von Stress und Belastung hängt aber nicht nur von äußeren Faktoren ab, sondern auch von der eigenen Bewertung und der eigenen Handlungsfähigkeit. So ist bspw. derselbe Lärmpegel für eine Person weniger störend als für eine andere. Im Laufe der Zeit entwickeln wir Menschen Mechanismen und Bewältigungsstrategien, die uns bei wiederholter Reizeinwirkung schützen. Bleibt dieser Schutz aus, fühlen wir uns unbewusst gestresst und angespannt. Wichtig ist es, die eigenen Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Das Achten auf die eigenen Körpersignale sowie das Bauchgefühl sind dabei wichtig.
Psychotherapie als begleitende Maßnahme bei Migräne
Ziel einer begleitenden Psychotherapie bei der Behandlung von Migräne ist es, unter anderem die psychische Widerstandskraft zu fördern, neue Copingstrategien (=Bewältigungsstrategien) zu erarbeiten und Habituationsprozesse (= Verhaltensprozesse) zu entwickeln. Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung, das Autogene Training, Meditation oder ein Biofeedbacktraining helfen das autonome Nervensystem zu beruhigen und damit auch die Schmerzempfindung zu verringern.
Unterschiedliche Methoden für Entspannungsübungen:
Von unterhaltsamen Filmen, spannenden Büchern, einem guten Witz – bis hin zu mentalen Techniken wie z.B.: sich einen Moment ins Gedächtnis zu rufen, in dem man sehr entspannt war oder sich besonders stark gefühlt hat, sind hilfreiche Methoden um die Aufmerksamkeit vom aktuellen Stress abzulenken. Wichtig dabei ist, lange genug an den schönen Moment zu denken und diesen mit einer gezielten Atemtechnik zu begleiten.
Direkte Rückmeldung durch Biofeedback:
Mithilfe von Sensoren können bei dieser Methode Körperfunktionen, wie die Schweißdrüsenaktivität, die Atem-und Herzfrequenz, die Temperatur, Pulsfrequenz sowie Muskelspannung abgeleitet und am Computer sichtbar dargestellt werden. Dadurch wird eine direkte und willentliche Beeinflussung der Körperunktionen erlernt und trainiert, die für die Betroffenen auch in Akutsituationen anwendbar ist. Bei der Auswahl einer begleitenden Therapie oder Entspannungstechnik stehen Ihnen speziell ausgebildete PsychologInnen und PsychotherapeutInnen gerne zur Verfügung.
Autorin: Univ. Lek. Mag.a Dr.in Phil. Doris Bach
ist als Klinische - und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin in eigener Praxis in Wien tätig.
Gerne können Sie Frau Dr. Bach über unsere Infoline kontaktieren.
Quellen
- Claus Bischoff und Harald C. Traue (2004). Kopfschmerzen. Hogrefe Verlag
- Hans Reinecker (2003). Lehrbuch der klinischen Psychologie und Psychotherapie. Modelle psychischer Störungen. Hogrefe Verlag
- Georg H. Eifert. (2011). Akzeptanz- und Commitment Therapie (ACT). Hogrefe Verlag